Wir Mönche sind für den Ort, an dem wir leben, und für seine Umgebung dankbar.
‘Mein fester Grund in diesem irdischen Leben’, singt der Psalmist. Ein Psalmvers, der in den Grundstein unseres neuen Klostergebäudes gemeißelt ist.
Genießen Sie einen Blick in unser Kloster sowie Ansichten ‘unserer’ Natur und unserer Umgebung.

Mitten in unserer Kirche, in unserem ‘Wohnzimmer’, liegt nun der Grundstein für unser neues Kloster. Warum?

Das Geheimnis dieses Stein ist darauf in Schrift gemeißelt: ‚Mein fester Grund in diesem irdischen Leben’. Dies ist Vers 6 aus Psalm 142, den wir gerade gesungen haben. Ein Wort aus unserem Psalterium, unserem Gebetbuch, welches viel mehr als ein gewöhnliches Buch ist. Dieses Buch ist für uns wie ein lebendiges Wesen, das spricht, das zu uns spricht, das leidet und seufzt, das jubelt und singt, das für uns und für viele in Freud und Leid ein Begleiter ist.

Mein fester Grund in diesem irdischen Leben. Was sagt dieses Geheimnis? Im Psalm geht es um Gott selbst. Der ferne, unnennbare Gott wird genannt: Mein fester Grund in diesem irdischen Leben.  Sind dies fromme Worte?  Kennen wir nicht alle die Erfahrung, dass in unserem Leben Dinge geschehen, durch welche unser ‚zu Hause‘ ein fremdes Haus wird. Wenn es keinen Ausweg mehr gibt, der Grund unter unseren Füßen wegsackt, dann sagt dieses Psalmwort: Gott existiert, und wir dürfen ihn nennen: Meine Zuflucht, mein fester Grund in diesem irdischen Leben. Diese Worte sage ich zaghaft; denn die Erfahrung sehr vieler Menschen scheint etwas ganz anderes nahezulegen. Gibt es wohl einen solchen Grund? Wenn da niemand sein sollte, falle ich dann in einen unendlichen Abgrund?

Wir Mönche sind hier zusammengerufen, damit wir im Glauben diese so ‘zerbrechlichen’ Worte leben:  Gott – mein fester Grund in diesem irdischen Leben. Ein Kloster will ein Gebäude sein, in dem dieses Geheimnis gelebt werden darf. So wird dieses Haus unser fester Grund in diesem irdischen Leben. Unser Haus, unser ‚zu Hause‘, weil Er existiert, auf den wir vertrauen dürfen, weil Er festen Halt bietet. Und dies nicht nur jetzt und für uns. Denn letztendlich sind wir Menschen unterwegs – Passanten. Dieses Haus hat etwas von einem Zufluchtsort auf dem Weg zu einem anderen Reiseziel. Für uns; aber wir hoffen, auch für zukünftige Generationen. Denn wird der Mensch – wie immer er sich auch weiterentwickeln mag – nicht stets aufs Neue mit der Frage konfrontiert: Wo ist unser fester Halt? Worin bzw. bei wem finden wir letztendlich Hilfe?  Wo ist unser fester Grund in diesem irdischen Leben? – Wir hoffen und vertrauen, dass auch zukünftige Generationen auf den sechsten Vers von Psalm 142 stoßen werden.

 

Der Stein, der dies ‘bildhaft’ deutlich machen darf, liegt nun in unserer Mitte. Es ist also kein gewöhnlicher Stein. Auch wörtlich genommen nicht. Unser Architekt b0b Van Reeth hat ihn als Geschenk für unsere Gemeinschaft aus Molesmes mitgebracht, jenem französischen Benediktinerkloster, aus dem im Jahre 1098 21 Mönche wegzogen, um Cîteaux, unser Mutterkloster, zu gründen. Dieser Stein verweist auch nach unseren Wurzeln. Es ist kein neuer Stein – er wurde nicht neu geschaffen, sondern gefunden. Er trägt Jahrhunderte in sich, eine lange Tradition. So symbolisiert er auch unser neues Kloster. b0b hat uns mehrere Male bezüglich des Konzeptes unseres neuen Klosters gesagt: ”ich musste nichts erfinden, ich habe etwas vorgefunden und das vorgefundene in eine aktuelle Gestaltung übersetzt”. Zu diesem ‚Übersetzungswerk’ haben viele beigetragen, und tun dies noch stets.

In wenigen Augenblicken tragen wir den Stein zu seinem neuen Bestimmungsort. Dort wird er eingefügt in das Werk, in das gemeinschaftliche Werk von so viel Menschenhänden und planenden Menschenköpfen. Ein alter Stein – Tradition – dasjenige, was hinübergetragen wird – eingefügt zwischen neuen Steinen. Eckstein, Grundstein, erster Stein – kostbar mit seinen „zerbrechlichen“ Worten – Wegweiser zu Dem, der einem Menschenleben festen Halt gibt.

Predigt von Vater Abt Manu